Philologie des Elends III

Philologie des Elends III

Ein Linksgutachten
Teil III
(Teil I, Teil II)

»Der Verwender [des Gendersternchens] soll anerkennen, dass alle die 53 Geschlechter, die in Deutschland zur Zeit reklamiert werden, von ihm anerkannt werden.
Und ich interpretiere [das] als Unterwerfungsgeste.«
(Peter Eisenberg)

»Mit dem sog. generischen Maskulinum kann deskriptiv ein spezifischer (historischer) Sprachgebrauch beschrieben werden, welcher Änderungen unterliegt, oder normativ eine grammatikalische Regel aufgestellt werden, von der nicht ohne Weiteres abgewichen werden kann. In den Diskussionen um sprachliche Gleichbehandlung und geschlechtergerechte Amts- und Rechtssprache steht die normative Dimension klar im Vordergrund … «
(Ulrike Lemble)

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Frau Lembke besessen ist vom generischen Maskulinum.
Ich muss.
Frau Lembke ist besessen. Sie erwähnt es über hundert Mal, meist mit »sog.« oder »pseudo-« versehen. Es ist aber auch ein Teufelszeug! Bei ihrem Exorzismus vergisst sie leider, sich mit dem theoretischen Unterbau zu befassen und dabei enthebt sie sich nicht nur der Mühe, sondern auch der Chance, wissenschaftlich ernst genommen zu werden.

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Philologie des Elends I

Philologie des Elends I

Ein Linksgutachten
Teil I

«Er ist aus Hannover, wo sie das reinste Deutsch sprechen – das allerreinste.»
(Kurt Tucholsky, der Buchstabe G)

Im Dezember 2021 legte Frau Professor Dr. Ulrike Lembke ein von der Stadt Hannover bestelltes Gutachten »Geschlechtergerechte Amtsprache« vor. Die folgende Arbeit kritisiert wesentliche Punkte. Sie stützt sich auf die im Gutachten vorgegebene Struktur.
Die blauen Boxen zitieren aus dem Gutachten, grün steht für andere Quellen; Exkurse sind gelb.

I. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

  1. Die Rechtslage zu sprachlicher Gleichbehandlung
    Gleichstellungsgesetze des Bundes und der Länder, Verwaltungsrichtlinien, Beschlüsse und Organisationsrecht verpflichten seit 30 Jahren rechtsetzende Instanzen, Behörden, Gerichte, Hochschulen, Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts zu sprachlicher Gleichbehandlung.

Das stimmt im Prinzip, allerdings sind die rechtlichen Formulierungen sehr allgemein auf Gleichstellung bezogen, zur Sprache selbst findet sich wenig, zum Beispiel:

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Humankapital

Aus: Schüler in Uniform und andere Nestbeschmutzungen, 2008, weitgehend unveröffentlicht

Wächst auf demselben, mit VWL-Mist gedüngten Acker wie der Rohstoff Bildung.

Man kann einen Unternehmer zynisch nennen oder seine Profitsucht geißeln oder überhaupt gegen den Kapitalismus sein. Er wird immer so rechnen und er muss immer so rechnen: Wie viel Kapital schieße ich vor, wieviel bekomme ich dafür? In die Kosten fließen die Löhne ein, also ist der Arbeiter, genauer gesagt, sein Lohn, ein Kostenfaktor. In der Bilanz, die der Unternehmer dem Finanzamt vorlegt, steht nichts von Humankapital, aber wenn er strategisch denkt, wird er wissen: Die Ausbildung und Erfahrung sind schon etwas wert. Weiterlesen

Rohstoff Bildung

Aus: Schüler in Uniform und andere Nestbeschmutzungen, 2008, weitgehend unveröffentlicht

Eine Tagung zur Bildung, also eine Bildungstagung, zur Bildung in Kindergärten, eine »Bildungstagung Kita« …
Schämt man sich in Deutschland Friedrich Fröbels, seiner großartigen Erfindung, seiner großartigen Wortschöpfung? Kindergarten heißt auf englisch kindergarten, auf deutsch – Kita. Weiterlesen

In jeder Chance steckt eine Krise

In jeder Chance steckt eine Krise

Kommt ein Arzt zum Mann und sagt: Komisch, meistens ist es umgekehrt.

Mir geht es nicht so gut. Ich kann kaum noch laufen. Mein Auto sagt, ich müsste mal auftanken. Das hatte ich vergessen; meine Jacke steckt noch im Kalender und seitdem weiß mein Kopf nicht mehr, wo ich bin.
Ohne Mensch bin ich nur eine halbe Brille, sagt meine Brille. Ach du lieber Mensch, sagt Gott. Die Lottozahlen haben zwar gewonnen, aber sie haben vergessen, mich zu tippen. Weiterlesen