Philologie des Elends III

Philologie des Elends III

Ein Linksgutachten
Teil III
(Teil I, Teil II)

»Der Verwender [des Gendersternchens] soll anerkennen, dass alle die 53 Geschlechter, die in Deutschland zur Zeit reklamiert werden, von ihm anerkannt werden.
Und ich interpretiere [das] als Unterwerfungsgeste.«
(Peter Eisenberg)

»Mit dem sog. generischen Maskulinum kann deskriptiv ein spezifischer (historischer) Sprachgebrauch beschrieben werden, welcher Änderungen unterliegt, oder normativ eine grammatikalische Regel aufgestellt werden, von der nicht ohne Weiteres abgewichen werden kann. In den Diskussionen um sprachliche Gleichbehandlung und geschlechtergerechte Amts- und Rechtssprache steht die normative Dimension klar im Vordergrund … «
(Ulrike Lemble)

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass Frau Lembke besessen ist vom generischen Maskulinum.
Ich muss.
Frau Lembke ist besessen. Sie erwähnt es über hundert Mal, meist mit »sog.« oder »pseudo-« versehen. Es ist aber auch ein Teufelszeug! Bei ihrem Exorzismus vergisst sie leider, sich mit dem theoretischen Unterbau zu befassen und dabei enthebt sie sich nicht nur der Mühe, sondern auch der Chance, wissenschaftlich ernst genommen zu werden.

Weiterlesen

Die Freiheit der Leere

Die Freiheit der Leere

Es gibt ein Problem im Verständnis zwischen Biologie und Soziologie, was Geschlecht bedeutet. In der Biologie ist es ein evolutionärer Fakt, dass es nur zwei Geschlechter gibt, das ist der aktuelle Stand der Wissenschaft, wie er auch an der Humboldt-Universität gelehrt wird. Geschlecht bezeichnet dort die Rolle, die ein Individuum bei der Fortpflanzung einnimmt. Evolutionär gibt es einfach zwei verschiedene Keimzellen, und daraus resultiert das, was wir männlich und weiblich nennen.

In Nicht-Naturwissenschaften wie Soziologie oder Genderwissenschaften gibt es andere Begriffe, die andere Dinge meinen. Und das ist in diesen Disziplinen wichtig und hat seine Berechtigung.

(Marie Luise Vollbrecht, WELT.de)

Angehende Juristen der Humboldt-Universität zu Berlin haben einen Vortrag zur Langen Nacht der Wissenschaften, der durch die Biologin gehalten werden sollte, verhindert.
Allem Anschein nach ist der sogenannte Referent_innenrat (gesetzlich AStA) ebenfalls involviert; er soll zum Protest gegen den »queer- und transfeindlichen Vortrag«, dessen Inhalt man noch gar nicht kannte, aufgerufen haben.

Ich habe mal nachgefragt.

Weiterlesen

Philologie des Elends I

Philologie des Elends I

Ein Linksgutachten
Teil I

«Er ist aus Hannover, wo sie das reinste Deutsch sprechen – das allerreinste.»
(Kurt Tucholsky, der Buchstabe G)

Im Dezember 2021 legte Frau Professor Dr. Ulrike Lembke ein von der Stadt Hannover bestelltes Gutachten »Geschlechtergerechte Amtsprache« vor. Die folgende Arbeit kritisiert wesentliche Punkte. Sie stützt sich auf die im Gutachten vorgegebene Struktur.
Die blauen Boxen zitieren aus dem Gutachten, grün steht für andere Quellen; Exkurse sind gelb.

I. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse

  1. Die Rechtslage zu sprachlicher Gleichbehandlung
    Gleichstellungsgesetze des Bundes und der Länder, Verwaltungsrichtlinien, Beschlüsse und Organisationsrecht verpflichten seit 30 Jahren rechtsetzende Instanzen, Behörden, Gerichte, Hochschulen, Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts zu sprachlicher Gleichbehandlung.

Das stimmt im Prinzip, allerdings sind die rechtlichen Formulierungen sehr allgemein auf Gleichstellung bezogen, zur Sprache selbst findet sich wenig, zum Beispiel:

Weiterlesen

Sommer|___________|pause

Sommer|___________|pause

»Als wir endlich alt genug war’n
Stopften wir sie in den Schrank
Die allzu oft geflickten Flügel
Und Gott sagte: „Gott sei Dank“
Nachts macht diese Stadt
Über uns die Luken dicht
Und wer den Kopf zu weit oben hat
Der find’t seine Ruhe nicht«

(Gerhard Gundermann, Gras)

Es wird weitergehen, irgendwie. Es geht ja immer weiter.
Irgendwie.

Autobiographie V

Autobiographie V

»Wenn man einmal drei Augenzeugen über denselben Verkehrsunfall gehört hat, beginnt man nachzudenken, ob an der ganzen Weltgeschichte überhaupt etwas Wahres dran ist!«
(Elke Sommer)

Verletzt wurde niemand.
Dennoch war es ein grausiger Anblick. Ein Wartburg Tourist …

Da fällt mir etwas ein. Ich hatte kurzzeitig einen Mitarbeiter, dessen Namen ich hier wohl erwähnen darf, er hieß Maier. Sein Auto kam aus Bayern, die Kombiversion heißt Touring. Ich sagte ein paar Mal BMW Tourist und Maier ärgerte sich jedesmal heftig. Es war zum Piepen. BMW Tourist, vastehste?
Der von mir touchierte Wartburg Tourist war hellbeige und lag, als ich die Augen wieder aufmachte, in stabiler Seitenlage.

Weiterlesen

Autobiographie IV

Autobiographie IV

»Die Fahrer, so will es der Brauch, dürfen von ihren Gästen kein Geld fordern, die Gäste ihnen nicht mehr zustecken, als sie im VEB-Taxi zahlen müßten – in Ost-Berlin zwischen 80 Pfennig und einer Mark pro Kilometer … «
(Der Spiegel, 28.9.1986, zum Thema Schwarztaxi in der DDR)

Wir waren beim Taxi stehengeblieben (https://neuleerer.blog/2021/04/13/autobiographie-intermezzo-iiia/).

Als mein Vater 1986 starb, hinterließ er 4 Kinder, 1 Ehefrau, 1 Auto.

Dem damaligen Brauch gemäß, war die Ehefrau meines Vaters gleichzeitig meine Mutter. Das sollte sich auch nicht ändern, auch wenn die mir zukommende Bezeichnung Kind sich in der Bedeutung etwas verengte. Ich war schon ziemlich groß. Ich konnte nicht nur Auto fahren (wer Panzer fahren kann, kann alles fahren), inzwischen durfte ich es auch, denn seltsamerweise und gegen meine Hoffnung, ja Erwartung, taugte der Panzerfahrerführerschein nicht für den zivilen Verkehr. Damals gab es noch keine Mindestzahl für die Fahrstunden. Ich kam mit insgesamt fünf aus. Ich wäre trotzdem fast durchgefallen, denn ich überlegte zu lange, ob ich bei gelber Ampel anhalten sollte oder nicht. Ich hielt, aber die Vorderachse war schon hinter der Haltelinie. Auweia!

Weiterlesen

Autobiographie, Intermezzo IIIa

Autobiographie, Intermezzo IIIa

»Wanderst durch das ganze Land, allen bist du gut bekannt.
Taler, Taler wünsch dir Glück, irgendwann kommst du zurück.
«
(Talerlied, Lakomy/Ehrhardt, 1984)

Gestern habe ich mir einen Taler gekauft. Eine 3-Mark-Münze aus dem Jahre 1922.

Eigentlich wollte ich mir eine Laptoptasche kaufen. Nein, das stimmt nicht, ich wollte mir einen Laptop kaufen. Stimmt auch nicht, denn ich wollte nur mal schauen, ob es denn ggf. was in der Nachbarschaft gäbe. Das kann man ja heute alles im Internet nachsehen, wenn man eins hat. Wenn man Laptop eingibt, werden auch Laptoptaschen angezeigt. Kann man auch brauchen. Ist ein Schnäppchen, versicherte mir der Verkäufer später. Nun gibt es beim selben Verkäufer auch noch andere Artikel, schaun wir mal. Und da war er, der Taler.

Weiterlesen

Lesen! II

»… wir haben ein Problem. Das Problem heißt nicht Männer. Schon gar nicht Jungen. Das Problem ist eine bestimmte Art Männlichkeit …«
(Quelle: siehe unten)

Kauft man ein Buch, um seine Aversionen und Vorurteile zu bestätigen?

Nein. Man leiht es.
Inzwischen denke ich, ich hätte es auch kaufen können. Schon, um Nils Pickert zu unterstützen.

Ich wollte das Klischee umgehen, aber es ist – schon wegen des Titelbilds – nicht leicht. Auch in anderen Medien ist die Wahrnehmung:
Das ist der Mann mit dem Sohn mit dem Kleid.

Weiterlesen