Autobiographie V

Autobiographie V

»Wenn man einmal drei Augenzeugen über denselben Verkehrsunfall gehört hat, beginnt man nachzudenken, ob an der ganzen Weltgeschichte überhaupt etwas Wahres dran ist!«
(Elke Sommer)

Verletzt wurde niemand.
Dennoch war es ein grausiger Anblick. Ein Wartburg Tourist …

Da fällt mir etwas ein. Ich hatte kurzzeitig einen Mitarbeiter, dessen Namen ich hier wohl erwähnen darf, er hieß Maier. Sein Auto kam aus Bayern, die Kombiversion heißt Touring. Ich sagte ein paar Mal BMW Tourist und Maier ärgerte sich jedesmal heftig. Es war zum Piepen. BMW Tourist, vastehste?
Der von mir touchierte Wartburg Tourist war hellbeige und lag, als ich die Augen wieder aufmachte, in stabiler Seitenlage.

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Autobiographie, Intermezzo IIIa

Autobiographie, Intermezzo IIIa

»Wanderst durch das ganze Land, allen bist du gut bekannt.
Taler, Taler wünsch dir Glück, irgendwann kommst du zurück.
«
(Talerlied, Lakomy/Ehrhardt, 1984)

Gestern habe ich mir einen Taler gekauft. Eine 3-Mark-Münze aus dem Jahre 1922.

Eigentlich wollte ich mir eine Laptoptasche kaufen. Nein, das stimmt nicht, ich wollte mir einen Laptop kaufen. Stimmt auch nicht, denn ich wollte nur mal schauen, ob es denn ggf. was in der Nachbarschaft gäbe. Das kann man ja heute alles im Internet nachsehen, wenn man eins hat. Wenn man Laptop eingibt, werden auch Laptoptaschen angezeigt. Kann man auch brauchen. Ist ein Schnäppchen, versicherte mir der Verkäufer später. Nun gibt es beim selben Verkäufer auch noch andere Artikel, schaun wir mal. Und da war er, der Taler.

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Autobiographie III

Autobiographie III

»Es ist möglich, den Motor bei Ausfall des Starters oder der Bordelektrik mit einer Kurbel zu starten.«
(https://de.wikipedia.org/wiki/GAZ-24_Wolga)

Gottfried Keller schrieb die Novelle: »Kleider machen Leute«. Er kannte das Auto noch nicht, denn Autos machen erst recht Leute.
Ein Wolga ist kein Auto, sondern ein Wagen. Damit fährt man nicht, sondern wird gefahren. Die meisten GAZ-24, wie vorher die meisten M21, kannte man aus dem Straßenbild als Taxis. Höhere Angestellte und Offiziere wurden mit dem Wolga gefahren. Privat war er nicht zu bekommen, jedenfalls nicht als Neuwagen.

Uns ging es freilich um einen Gebrauchten, der war schon teuer genug. Vater nutzte nun – 1981 – meines Wissens das einzige Mal seine connections. Er kannte den Generaldirektor des VEB Maschinenbauhandels, dort wurden unter anderem ausrangierte Fahrzeuge der bewaffneten Organe verkauft und so kamen wir zum Fahrzeug Nummer zwei.

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Autobiographie, Teil II

Autobiographie, Teil II

»Wenn der Wagen mehr als 10 Tage außer Dienst ist, muß er so aufgebockt werden, daß die Reifen entlastet sind. Vorn müssen unter die Stützlaschen der Spiralfedern der Aufhängung Stützen gelegt werden, hinten unter die Gehäuse der Halbachsen der Hinterbrücke.«
Betriebsanleitung Wolga M21

Das erste Auto der Familie, an das ich auch Erinnerungen habe, kam 1977 in unseren Besitz.

Los ging es mit einer bescheidenen, sehr bescheidenen Erbschaft, die durch den Tod der Großmutter anfiel. Nun könnte man sich ja ein Auto, ein billiges Auto freilich, ein gebrauchtes und sehr billiges Auto, leisten. Nein, wir konnten es eigentlich nicht. Aber dem Vater, der ein Bein und einen beträchtlichen Teil seiner Gesundheit im Kriege verloren hatte, wurde das Laufen zunehmend beschwerlich, und er hatte viel zu laufen.
Vaters Kollege und Freund, der einige Male im Hause weilte, wurde zu Rate gezogen; er bot zweierlei Beistand an. Den ersten mit einer Wendung, die ich auch gern einmal benutzen würde. Er meinte, er sei »finanziell in eine etwas ungewohnte Situation gekommen«, könne also etwas aushelfen. Weiterlesen