Dr. Guttenberg, Klappe, die zwote

„Ich glaube es ist nicht Talentlosigkeit, was die meisten deutschen Gelehrten davon abhält, über Religion und Philosophie sich populär auszusprechen. Ich glaube, es ist Scheu vor den Resultaten ihres eigenen Denkens, die sie nicht wagen dem Volke mitzuteilen. Ich, ich habe nicht diese Scheu, denn ich bin kein Gelehrter, ich selber bin Volk.“
(Heinrich Heine)

Wir waren bei nummerierten Dummheiten und dazu zweierlei:

Wieso, schrieb ich schon mal an anderer Stelle, ist man immer so überrascht, wenn’s im Winter schneit? Damals ging es um die Planung in Brandenburger Oberschulen und um Schüler, die aus unbekannten Storchennestern und in unbekannter Zahl plötzlich und unerwartet und zwölf- oder dreizehnjährig auf die Schreibtische der Schulämter knallten. So kann man doch nicht planen, ging die Klage, und ich postpreußisches Dummerchen meinte, dass es doch einigermaßen absehbar gewesen wäre, dass eines Tages soundsoviel Grundschulabsolventen an die Tore der weiterführenden Schulen hämmern werden.
(Heute, am 3. September 2020, erzählt mir mein Radio, dass in Brandenburg 4000 Schüler mehr beschult werden müssen, als man erwartet hat. Wie konnte das denn passieren?)

Schade, dass der Bildungsminister nicht mehr so heißt, denn den Scherz mit dem Knecht Rupprecht hätte ich gern recyclet.

Das macht aber nichts, denn die Welt ist ein Dorf, und Kalau ist überall.

***

Nicht nur, dass ich gar nicht so schlau bin, es nervt mich, dass irgendjemand so unschlau sein kann, nicht zu wissen, dass, wenn man Menschen, die gewohnheitsmäßig im Urlaub betrunken mit fremden Menschen knutschen, genau dorthin schickt, wo sie es gewohnheitsmäßig tun, es also wieder tun werden, la señorita Corona mit an Bord ist auf der Rückreise vom Balneario Nº 6.
¡Che sorpresa!

***

Früher gab es Willi Wuschkes Wortschatzkammer, heute habe ich einen Schutzpatron; der heißt Enrico Boschetti und redet zu mir im Schlaf.

„Du redest im Schlaf“, sage ich. „Mach die Augen auf, wenn du mit mir sprichts, du Penner.“
„Du sprichst ungebührlich, mein Guter. Außerdem wolltest doch du etwas von mir.“
„Stimmt“, sage ich. „Ich überlege, ob es unredlich ist, sich über den Gebrauch abgenutzter Phrasen lustig zu machen, wie ich es in meiner Lisa-Eckhart-Kolumne tat.“
„Nein“, sagt Enrico, „es ist nur hochmüthig“
„Da ist aber ein ‚h‘ zu viel“, entgegne ich.
„Das höhrt man doch nicht. Außerdem bin ich länger tot als Konrad Duden.
Jedenfalls: Die Sprache lebt.“
„Ist das lebendig, wenn man dreißig Jahre lang zum Bleistift am Teflon tschüssikowski sagt?“
„Nein“, sagt Enrico. „Ich meinte nicht lebendige Sprache, sondern lebende Sprache, das ist etwas andreas. Oh, Verzweiflung! Es ist ansteckend.“

„Ja. Und peinlich, wenn ein Kollege aus der Süddeutschen seinen Kollegen beschreibt, der dies (Glühstrumpf, kann ja Eiter werden …) gefühlte 137 Mal am Tag tut. Was für eine Pest, dieses gefühlt! Wie fühlt man sich denn da?“
„Überlegen. Aber lass es dir nicht anmerken. Schreib, so gut du kannst. Und ab und zu ein Scherzkeks auf den Lippen …“

„Jetzt ist es aber genug, Herr von Schnabelewopski. Du kannst dich verabscheuen. Mir platzt gleich der Schlepptop“

Herr Boschetti verdunstet im Nebel, und ich höre ihn noch mal kichern:
„Tschüssikowski!“

Was für ein Alptraum!


P.S. Jetzt habe ich Herrn von und zu Dingens vergessen. Ja, was solls.
Sein aufrechter und inzwischen leider schon verstorbener Vater, der mit seinen dreizehn Vornamen auch einen ziemlich breiten Perso brauchte, wird gesagt haben: So, jetzt ist es aber Enoch! Mach deinen Dokter, sonst gibt es keinen Nachtisch!

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