Was ergibt sieben mal sieben?
Feinen Sand.
(Kinderscherz)
Es geistert eine Größe durch’s deutsche Internet:
27.000 m³
Für so etwas habe ich einen Blick als alter Rechenlehrer. Da kann man doch mühelos die dritte Wurzel ziehen. Siebenzwanzig ist gleich drei mal drei mal drei …
Da fällt mir ein – ein Liedchen, das ich vor sehr langer Zeit (zu meinem 27. Geburtstag) verfertigt habe, fängt so an:
Drei mal drei, noch mal mal drei
Ein Drittel meines Lebens bestenfalls,
sollten mich die Gifte nicht bekümmern,
die mir lang zerfraßen meinen Hals.
Aber das nur nebenbei.
Also drei. Eintausend ist zehn mal zehn mal zehn und von Kubikmetern kommt man auf Meter.
Ein Würfel mit dem Volumen 27.000 Kubikmeter hat also eine Kantenlänge von 30 Metern. Der würde ziemlich genau vor’s Brandenburger Tor passen, zwischen die Wachhäusschen. Wirkt irgendwie gar nicht so groß. Und da gehört er auch nicht hin.
Und doch würde er das inzwischen angefallene mehr oder weniger radioaktive Material fassen, für das Deutschland ein Endlager sucht.
Ich werde sofort an einen anderen – ebenfalls nur virtuellen – Würfel erinnert. Der hat eine Kantenlänge von 21,71 Metern und das ist erstaunlich wenig, wenn man erfährt, dass in einen solchen Würfel sämtliches Gold, das je gefördert wurde, passen würde.
Außerdem fasziniert mich bei solchen Schätzungen immer die Präzision, mit der solch eine Schätzung präsentiert wird. Weiß man wirklich über jede Unze Bescheid?
Welcher der beiden Würfel ist wohl teurer?
Die Frage ist unsinnig, weil erstens das gesamte Gold der Welt dem bisschen Müll aus Deutschland gegenübergestellt wird.
Zweitens ist die Frage nach dem Preis irreführend. Gold kaufen muss physisch gar nichts bedeuten. Man überweist ca. 50.000 Euro und ist dann Eigentümer von einem Kilogramm, das man sich in den Keller legt oder einfach da lässt, wo es gerade liegt, mit der Option, es irgendwann zu holen oder wieder zu verkaufen.
Der radioaktive Abfall wechselt nicht dem Eigentümer, kostet trotzdem Geld und muss vor allem bewegt werden. Nur einmal, und dann bitte vorläufig nicht mehr. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung sucht einen Standort, „der für eine Million Jahre die bestmögliche Sicherheit bietet.“
Warum?
Welche Wesen sollen uns in einer Million Jahren dankbar sein? Wie wäre es, an die heutige Generation zu denken, der zugemutet wird, dass dreißig Jahre nichts Praktisches passiert?
„2031 soll der Standort gefunden sein, ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden.“
(Tagesschau.de)
Also in dreißig Jahren. Wenn wir die beiden relevanten Zahlen durch 1000 teilen, haben wir ein Lager, das eintausend Jahre halten soll und das wird man doch finden, und bringt die Einlagerung dann in drei Jahren hinter sich.
Und dann schreibt man einen Entschuldigungsbrief an die im Jahre 3020 lebenden Menschen, dass die sich bitte weiter kümmern möchten. Die sind dann entweder so degeneriert, dass unser Atommüll zu den geringeren Sorgen gehört oder es ist eine technologisch so hochstehende Generation, wie man nach Weiterrechnung des bisherigen technischen Fortschritts erwarten kann und dann gehört es zu den geringeren Schwierigkeiten, unsere Brennstäbe und kontaminierten Gummistiefel unschädlich zu machen. Entschuldigung deshalb, weil man in tausend Jahren sicher nicht fassen kann, wie man so doof sein konnte, die Büchse der Pandora erst zu erfinden und dann zu öffnen.
So oder so, es wird eine Menge bewegt werden. Papier, Abraum, Geld. Und mir drängt sich schon wieder eine unsinnige Frage auf, nämlich, ob es das wirklich wert war.
Na ja, die einen sagen so, die anderen haben Aktien. Manche zählen, die meisten zahlen.